Gesucht – gefunden: Unternehmensnachfolgebörse nexxt-change
Shownotes
An technischen Fragestellungen war Dr. Christian Groth schon immer interessiert. Doch der Wechsel aus dem „starren Korsett“ des Angestelltendaseins an die Spitze eines mittelständischen Maschinenbauers fiel dem ehemaligen technischen Leiter in der Pharmaindustrie zunächst schwer. Unternehmertum musste er erst lernen: „Immer wieder kam das ‚Mädchen für alles‘ in mir durch“, sagt der Geschäftsführer der mth Ultraschalltechnologie GmbH & Co. KG. Selber gründen wollte er nicht, lieber ein gesundes Unternehmen finden und übernehmen. Fündig wurde Christian Groth auf einer Unternehmensnachfolgebörse namens nexxt-change. Dabei hatte die Suche nach dem perfekten Match für beide Seiten durchaus einige Zeit in Anspruch genommen.
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KfW Podcast „Ungeschönt“
mth Ultraschalltechnologie GmbH & Co. KG
mit Dr. Christian Groth
Das fühlt sich natürlich erst mal großartig an (lacht), und plötzlich ist man sozusagen ganz oben an der Spitze. Und bis dato hatte ich als Mitarbeiter in einem pharmazeutischen Unternehmen Themen zu bewältigen, die eher klassisch in der Mitarbeiterführung gelegen haben. Jetzt, als Geschäftsführer eines Unternehmens mit neun Mitarbeitern, kommt auch immer so ein bisschen das „Mädchen für alles“ in einem durch. Da sind auf mich plötzlich Herausforderungen gekommen, die normalerweise in einem größeren Unternehmen von einzelnen Abteilungen bearbeitet werden.
Schon heute sind laut KfW-Nachfolge-Monitoring Mittelstand fast ein Drittel aller mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmer 60 Jahre oder älter. In den kommenden Jahren wird dieser Anteil steigen und mit ihm die Anzahl jener, die händeringend eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger suchen. Eine der größten Hürden: Es gibt zu wenig Nachfolgewillige. Unternehmensnachfolgebörsen wie zum Beispiel nexxt-change können da Abhilfe schaffen. Wir stellen heute einen Nachfolger vor, der auf diese Weise das richtige Unternehmen gefunden hat. Herzlich willkommen zu „Ungeschönt“, sagt Holger Thurm.
Die mth Ultraschalltechnologie GmbH & Co. KG in Henstedt-Ulzburg wird heute geführt von Christian Groth. Hallo, Herr Dr. Groth!
Hallo, Herr Thurm!
Gegründet hat dieses Unternehmen allerdings ein ganz anderer. Wie kommt es, Herr Dr. Groth, dass Sie heute das Unternehmen führen?
Ja, ich habe schon seit Längerem auf Börsen wie zum Beispiel nexxt-change gesucht und ich bin mit der Firma von Herrn Mathias Herrde fündig geworden.
Ja, was dieses Unternehmen macht, das steckt weitgehend schon im Namen: Ultraschalltechnologie. Wir stellen die mth Ultraschalltechnologie GmbH kurz vor.
mth steht für Maschinenbau-Technologie Herrde. Der Name des Gründers Mathias Herrde ist nach Neufirmierung des Unternehmens also in der Abkürzung erhalten geblieben. Nachfolger Dr. Christian Groth konnte von ihm eine gesunde mittelständische Firma übernehmen, die sich auf Kunststoff-Schweißanlagen und Sondermaschinen spezialisiert hat und bis heute Branchen wie die Automobilindustrie oder die Medizintechnik im In- und Ausland beliefert. Zum Sortiment gehören unter anderem Ultraschall-Schweißmaschinen, -Konverter und -generatoren sowie -Handschweißgeräte. Doch warum hat sich Christian Groth, der eigentlich in der Pharmaindustrie als Prokurist und Technischer Leiter arbeitete, ausgerechnet dieses Unternehmen ausgesucht? Und wie haben sich Gründer und Nachfolger gefunden?
Herr Dr. Groth, warum wollten Sie überhaupt ein Unternehmen übernehmen?
Ja, ich habe schon seit Längerem immer mal mit dem Gedanken gespielt: Wie wäre es, wenn ich mein eigener Chef bin und eben nicht in einem starren Unternehmenskorsett eingebunden bin? – Insofern war es eigentlich folgerichtig, dass ich die Augen aufgehalten habe, inwieweit abgebewillige Unternehmer einen Nachfolger suchen.
Ja, Sie erwähnten Unternehmenskorsett. Sie waren vorher angestellt. Warum haben Sie sich für eine Unternehmensnachfolge entschieden und nicht für eine Neugründung, vielleicht in einem Bereich, in dem Sie sich gut auskennen?
Ja, ich war vor der Übernahme des Unternehmens in leitender Funktion tätig, als Prokurist, Technischer Leiter in der Pharmaindustrie, und hatte natürlich damit auch schon einen gewissen finanziellen und zeitlichen Background, den ich mir an der Stelle erhalten wollte. Die klassische Neugründung setzt natürlich zunächst einmal eine Idee voraus, und da muss ich einfach gestehen: So den ganz großen Knaller hatte ich dato noch nicht im Kopf. Und zum anderen bedingt es natürlich auch unter Umständen eine relativ lange finanzielle Durststrecke, bis das Unternehmen dann profitabel ist oder zumindest in der Lage ist, die Gehälter zu zahlen. Hier war mir wichtig, eine gewisse Kontinuität reinzubekommen. Und meine Hoffnung – die sich zum Glück auch erfüllt hat – war, dass ein Unternehmen, was aktuell am Markt bereits agiert und einen gesunden Kundenstamm hat, dann auch unter einem neuen Inhaber oder Geschäftsführer kontinuierlich weiterarbeitet und wachsen kann.
Sie haben ja schon gesagt, Sie sind auf die Firma Maschinenbau Technologie Herrde, wie Sie damals hieß, aufmerksam geworden durch die Unternehmensnachfolgebörse nexxt-change. Aber wie und wo hatten Sie denn überhaupt erstmals von nexxt-change erfahren?
Das ist tatsächlich schon etwas länger her. nexxt-change wird ja unter anderem auch von Banken und Sparkassen beworben oder eben auch im Bereich der Industrie- und Handelskammern vorgestellt. Und ja, in so einer Veranstaltung habe ich tatsächlich die Informationen mir mitgenommen und, ja, [bin] seitdem auch relativ regelmäßig immer wieder Besucher dieser Seite gewesen, um zu sehen, was passiert dort.
Und wie sind jetzt Ihre Erfahrungen mit nexxt-change gewesen?
Jetzt in Bezug auf die konkrete Übernahme, muss ich sagen, ist es tatsächlich so gewesen, dass der Gründer Mathias Herrde auf mich zugekommen ist, tatsächlich auch über die Börse nexxt-change. Ich hatte vor einigen Jahren bereits mein Profil als Suchender dort hinterlegt und eben auch hin und wieder Angebote bekommen, die aus diversen Gründen mir zu diesem damaligen Zeitraum nicht zugesagt haben. Und Mathias Herrde als Abgebender bzw. als jemand, der den Nachfolger gesucht hat, hat diese Börse eben genutzt und durchgescrollt: Wer ist denn überhaupt von den Profilen, die dort hinterlegt sind, aus seiner Sicht interessant für eine Nachfolge dieses Unternehmens? Und so sind wir in Kontakt gekommen. Das heißt also, er ist tatsächlich in dem Fall auf mich zugekommen und hat gesagt: „Ich habe hier ein kleines Unternehmen. Besteht nicht einfach grundsätzlich mal Interesse, dass wir uns kennenlernen?“
Da würde ich gern noch mal einhaken. Sie haben gesagt, Sie haben letztendlich doch noch ein paar Jahre auch gebraucht, ehe Sie an das richtige Unternehmen gerieten. Was hat Sie denn über die Jahre zögern lassen?
Also die Unternehmen, die mich jetzt von meiner Interessenslage her angesprochen haben – das heißt also im Bereich Maschinenbau, Zerspanung, von der Größe her, also irgendetwas im Bereich zwischen fünf und zehn Mitarbeitern, wo auch ein gewisser Überblick möglich ist als Chef –, sind relativ viele angeboten worden. Allerdings, muss man dazu sagen, ist leider nicht alles Gold, was glänzt. Die eine Seite ist gewesen, dass die abgebenden Unternehmer teilweise sehr spät sich mit dem Thema Nachfolge beschäftigt haben, das heißt also schon im sehr fortgeschrittenen Alter gewesen sind, sowohl persönlich als auch was das Unternehmen anbelangt. Das heißt also, dass dort schon über die vergangenen Jahre erkennbar war, dass nichts mehr investiert worden ist, dass eigentlich das Ganze sich so ein bisschen schon auf dem absteigenden Ast befunden hat. Oder dass Unternehmen tatsächlich von ihrer wirtschaftlichen Lage und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eine grundsätzliche Neuausrichtung bzw. Neuinvestitionen erfordert hätten, um wieder auf einen grünen Zweig zu kommen. Und das war ja eben genau nicht der Anspruch, den ich hatte: dass eine Neugründung erfolgen muss. Und zu dem Zeitpunkt hätte man dann eigentlich auch von vornherein sagen können, dann kann ich auch ganz neu anfangen.
Sie haben erzählt, Mathias Herrde kam auf Sie zu. Wie lief denn dieser Annäherungsprozess, also worauf haben Sie geachtet? Und wann wussten Sie, das ist die richtige Firma für mich?
Ja, da gibt es eigentlich zwei Aspekte. Wie hat das Ganze funktioniert? Also eigentlich relativ locker, sprich: Er hat mich angerufen, wir haben uns erst mal kurz ausgetauscht – Wer ist wer? Was ist die Interessenslage? Worum geht es ganz grob? –, ich glaube keine zehn Minuten, und haben vereinbart aufgrund der räumlichen Nähe, dass ich ihn einfach mal besuche und mir das Unternehmen ansehe, sprich: den ersten optischen Eindruck gewinne. Und das habe ich dann auch getan, tatsächlich sogar am selben Tag noch. Da habe ich gesagt: „Okay, kein Problem! Ich habe nachmittags nichts vor, ich fahr einfach mal nach Henstedt-Ulzburg.“ Und was mich dort im Gegensatz zu anderen Unternehmen sofort angesprochen hat, war zum einen, dass das Unternehmen optisch gepflegt, aufgeräumt, strukturiert, ja, grundsätzlich einfach in Schuss gehalten wirkte und zum anderen eben die Sympathie gegenseitig bestand zwischen Mathias Herrde und mir, dass wir gesagt haben, wir sind eigentlich – ich sage mal etwas salopp gesagt: Liebe auf den ersten Blick – sofort uns gegenseitig so sympathisch gewesen, dass wir gesagt haben: Das ist eine grundsätzlich gute Basis, da wollen wir einfach weiter drüber sprechen und uns weiter austauschen.
Also, die Optik und der erste Eindruck waren erst einmal positiv. Aber wie sah es mit der wirtschaftlichen Basis aus? Wann haben Sie die geprüft?
Ja, natürlich jetzt nicht gleich beim ersten Besuch. Aber auch dort wurde schon mal grob angerissen: Um welche Umsatzgröße handelt es sich? Was ist so in den letzten Jahren etwa an Gewinn übrig geblieben? Und natürlich, klar, das sind die Dinge, die man dann spätestens im zweiten Schritt auch sehr detailliert tun sollte, was ich auch sehr detailliert getan habe. Und da zeigt sich natürlich auch: Wie offen und ehrlich meint es ein Abgebender oder jemand, der einen Nachfolger sucht im Hinblick auf das Zahlenwerk? Und da muss ich einfach sagen, hatte ich hier von vornherein [mit] Mathias Herrde jemanden, der gesagt hat: „Guck dir alles an, wenn du einen Berater brauchst, darf gerne herkommen. Wir können alles durchwühlen, alle Zahlen, wälzen, machen, tun. Es gibt hier keine Geheimnisse.“
Sie sind ja Technischer Leiter und Prokurist in der Pharmaindustrie gewesen. Hatten Sie einen kaufmännischen Hintergrund oder haben Sie sich Hilfe geholt bei der Bewertung dieses Unternehmens und der Ermittlung des Kaufpreises?
Einen direkten betriebswirtschaftlichen Hintergrund in der Form habe ich nicht, dass ich das studiert habe oder als Weiterbildung betrieben habe. Ich habe allerdings schon sehr lange nicht nur Personalführung betrieben, sondern auch Projektleitung. Das heißt also grundsätzliche Zahlenwerke oder auch Berechnung von Return on Investment. Grundsätzlich Investitionen, die auch Personaleinsatz zur Folge haben, waren mir insofern nicht neu. Das heißt also, ein grundsätzliches Verständnis des Zahlenwerkes hatte ich. Darüber hinaus bin ich auch ehrenamtlich in einem Aufsichtsrat tätig, in dem eben ja auch Jahresabschlüsse einer Genossenschaft geprüft werden müssen. Was die Unterstützung anbelangt, so konnte ich glücklicherweise zum einen auf meinen Vater bauen, der selber Betriebswirt ist und natürlich als Erstes mal gesagt hat: „Mensch, ist das überhaupt alles zahlenmäßig so, dass du dich da nicht irgendwie in ein Wagnis reinstürzt, was du nachher nicht beherrscht?“ Und dann hatten wir auch mit den beratenden Banken und dem Steuerberater jemanden an der Hand, der tatsächlich neutral für beide Seiten erklärt hat, worum es geht, und wenn vielleicht eine Zahl nicht ganz verständlich gewesen ist, was es tatsächlich bedeutet.
Und wie haben Sie die Übernahme dann finanziert?
Ja, die Finanzierung einer solchen Übernahme ist natürlich etwas ähnlich wie ein Hausbau, möchte ich sagen – etwas, was man möglicherweise auch nur einmal im Leben macht bzw. vielleicht auch nur einmal im Leben stemmen kann. In dem Fall ist es so, dass der erste Kontakt über die damalige Hausbank erfolgte und wir uns relativ schnell angeguckt haben: Welche Fördermöglichkeiten gibt es, um so eine Übernahme zu stemmen? Und da sind wir bei der KfW fündig geworden, die also verschiedene Programme anbietet mit verschiedenen Laufzeiten. Und aus diesem Baukastensystem konnten wir eine sehr gute Finanzierung, ja, maßgeschneidert für den geplanten Erfolg des Unternehmens zusammenstellen.
Und wie lange hat dieser Prozess ungefähr gedauert?
Also der gesamte Prozess der Finanzierung hat etwa vier Monate gedauert. Wir haben natürlich, sobald die Idee für den Kaufpreis vorgelegen hat, uns mit den Banken auseinandergesetzt und hatten ja damit eine Zielsumme, die finanziert werden muss. Und ja, innerhalb dieser Zeit von etwa vier Monaten sind dann sämtliche Verträge erstellt worden. Die Finanzierungszusage gab es sehr schnell; ich behaupte jetzt einfach mal: etwa drei Wochen, nachdem wir das erste Gespräch hatten. Dazu kamen dann noch Bürgschaften, die gestellt werden mussten. Und natürlich hat es dann auch noch eine gewisse administrative Dauer gegeben, bis das Geld ausgezahlt worden ist. Aber etwa vier Monate konnten wir rechnen.
Bei wem haben Sie sich Rat geholt? Also Ihren Vater und den Steuerberater hatten Sie schon erwähnt. Hatten Sie darüber hinaus noch Hilfe von anderer Seite, von dritter Seite?
Im Freundeskreis selber habe ich Unternehmer auch aus den Wirtschaftsjunioren, kenne ich einige Kollegen und Mitglieder, die selber Unternehmen führen. Mit denen habe ich mich natürlich ausgetauscht, habe grundsätzlich mein Vorhaben einfach mal skizziert und auch gehofft, dass es entsprechend kritische Rückmeldungen gibt, wo vielleicht darauf zu achten ist, welche Dinge ich mir noch angucken möchte oder angucken sollte. Und da habe ich auch den einen oder anderen nützlichen Tipp bekommen.
Vielleicht können Sie diesen einen oder anderen nützlichen Tipp hier uns weitergeben. Worauf, hat man Ihnen geraten, sollten Sie noch achten?
Abgesehen von der Finanzierung war ein ganz wesentlicher Tipp, das Thema Vertretung zu regeln, sprich: sicherzustellen, was passiert mal, wenn ich als Unternehmer ausfalle, Krankheit oder vielleicht sogar etwas Schlimmeres? Wer ist dann in der Lage, das Unternehmen weiterzuführen, sicherzustellen, dass Gehälter gezahlt werden etc.? Und wie ist auch damit zu verfahren, wenn tatsächlich mal das Übelste eintritt, sprich: man selber eben zu Schaden kommt, und dann sichergestellt werden muss, dass zum einen die Finanzierung weiter bedient wird, aber natürlich auch klar geregelt ist, wer tritt dann in meine Fußstapfen, sowohl was die Geschäftsführung anbelangt als auch was die Unternehmensanteile anbelangt?
Ist ja ganz spannend zu erfahren. Wie haben Sie das für sich gelöst, für die mth?
Für die mth gibt es ein etwas ungewöhnliches Konstrukt. Das lag daran, dass mein Bruder selber auch selbstständig ist mit einer eigenen Firma. Und historisch bedingt aufgrund der geringeren Eintragungskosten war diese als Limited und Co. KG nach englischem Recht gegründet worden. Brexit – spätestens da hat jeder es mitbekommen – ist natürlich nicht nur gesamtwirtschaftlich ein Problem gewesen. Auch solche Konstrukte, die auf Unternehmensverbünde in das Vereinigte Königreich abgezielt haben, sind damit zu Fall gebracht worden. Und das bedeutete, dass mein Bruder sich selber auch für die Limited & Co. KG einen neuen Komplementär suchen musste, sprich: seine Gesellschaft in eine GmbH & Co. KG umzuwandeln gedachte. Und in dem Zusammenhang haben wir gedacht: Dann machen wir aus der Not eine Tugend und gründen ein, ich nenne es mal [so], Kleinunternehmensverbund, dem eine Komplementär-GmbH übergeordnet ist und wo dann sowohl die mth Ultraschalltechnologie als auch seine Firma untergeordnet sind, mit dem schönen Nebeneffekt, dass wir gegenseitig uns als Geschäftsführer vollständig vertreten und ersetzen können.
Nach dem Kauf und nach den geleisteten Unterschriften waren Sie dann Geschäftsführer eines mittelständischen Betriebs. Wie hat sich das angefühlt?
Ja, das fühlt sich natürlich erst mal großartig an (lacht) und, ja, plötzlich ist man sozusagen ganz oben an der Spitze und alles, was dazugehört, ist quasi um einen herum. Und ich stelle natürlich damit dann auch irgendwo den Mittelpunkt dar.
Dann kommt aber natürlich der Alltag in der Unternehmensführung. Wo lagen da für Sie die Knackpunkte? Das ist ja auch eine neue Branche für Sie gewesen. Konnten Sie sich schnell in Ihre neue Rolle einfinden?
Also in die neue Rolle einfinden? Definitiv. Das ging schnell. Da muss ich auch ein ganz großes Lob aussprechen an die Mitarbeiter im Unternehmen, die von vornherein diesen Weg auch mitgegangen sind. Hier ist, glaube ich, auch hervorzuheben, dass Transparenz einfach wichtig ist. Die Mitarbeiter wussten vom ersten Tag an: Wer ist der Interessent, was hat der vor? Und in welche Richtung soll das gehen? Wer bleibt an Bord? Zum Glück alle. Und das erleichtert es natürlich schon ungemein, wenn nicht noch intern irgendwo Widerstände auftauchen, die im ersten Schritt beseitigt werden müssen. Als Herausforderung, die ich zu meistern hatte, ist natürlich der grundsätzliche Branchenwechsel zu erwähnen. Bis dato hatte ich als Mitarbeiter in einem pharmazeutischen Unternehmen, was auch einen deutlich größeren Mitarbeiterstamm hatte, Themen zu bewältigen, die eher klassisch in der Mitarbeiterführung gelegen haben. Jetzt, als Geschäftsführer eines Unternehmens mit neun Mitarbeitern, kommt auch immer so ein bisschen das „Mädchen für alles“ in einem durch, sprich: Da sind auf mich plötzlich Herausforderungen von einzelnen technischen Fragestellungen bis hin eben zu ganz konkreten administrativen Themen gekommen, die normalerweise jetzt in einem größeren Unternehmen von einzelnen Abteilungen bearbeitet werden. Ich bin von Natur aus sehr interessiert an technischen Fragestellungen, sehr neugierig, wie einzelne Dinge funktionieren. Und gerade jetzt durch den Branchenwechsel und die Nähe zum Produkt und zu den einzelnen technischen Themen, die wir tagtäglich bearbeiten, war ich natürlich auch geneigt dazu, sehr schnell mich mit den Kollegen in technischen Details zu verlieren oder natürlich auch selber mal Hand anzulegen. Letzten Endes: Alles muss man ja immer mal selber gemacht haben. Gerade als Geschäftsführer ist dann aber auch, glaube ich, wichtig zu erkennen, wann da Schluss ist. Und das hat mir der eine oder andere Mitarbeiter vorsichtig dann auch schon zu verstehen gegeben – nach dem Motto: Chef, wenn du uns schon bezahlst, dann lass uns bitte auch unsere Arbeit machen! Du hast die Geschäftsführung, und die Details, die machen wir dann für dich schon.
Also es scheint, die Mitarbeitenden haben da grundsätzlich positiv reagiert und im ein oder anderen Fall auch konstruktives Feedback gegeben. Wie haben denn die bestehenden Kunden reagiert auf den Wechsel in der Unternehmensführung?
Auch da kann ich nur sagen: Die haben allesamt positiv reagiert. Fairerweise muss man sagen: Nicht alle haben reagiert. Das merkt man teilweise heute noch, wenn unter der falschen Firma etwas bestellt wird. Aber hier war, glaube ich, einfach wichtig, dass die persönlichen Kontakte von Mathias Herrde auch direkt von ihm angesprochen worden sind und er im Vorfeld ab dem Zeitpunkt, wo klar war, dass die Übernahme stattfinden wird, die Kunden auch direkt informiert hat, ihnen kurz erklärt hat, warum er sich zurückziehen will und wer der Nachfolger ist, und natürlich auch mit auf den Weg gegeben hat, dass er als abgebender Unternehmer davon überzeugt ist, dass das Unternehmen kontinuierlich auch weitergeführt wird.
Ja, bis hierhin erst mal vielen Dank, Herr Dr. Groth. Sie kennen vielleicht unsere Rubrik „Mantra Mantra“. Da wollen wir immer die Learnings abfragen, die Unternehmerinnen und Unternehmer im Zuge ihrer Gründung oder ihrer Nachfolge gesammelt haben. Und das würde ich auch gerne mit Ihnen tun.
Was sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine gelungene Unternehmensnachfolge?
Darin sehe ich zunächst mal ein überlegtes Herangehen und die Gabe, sich selbst auch kritisch zu hinterfragen, warum man das ganze Thema überhaupt angeht. Darüber hinaus halte ich es für absolut wichtig, ein gutes Vertrauensverhältnis zum Verkäufer zu haben.
Welche Voraussetzungen sollte man als Nachfolger oder eben als Nachfolgerin eines Unternehmens mitbringen?
Auch hier halte ich es für wichtig, ausreichend selbstkritisch zu sein, insbesondere sich immer wieder die Frage zu stellen: Warum mache ich das eigentlich? Will ich zum Beispiel selber schrauben oder möchte ich als Geschäftsführer erfolgreich sein? Und auch zu reflektieren, welche Rolle man im Unternehmen später eben einnehmen möchte.
Wie finde ich am besten das zu mir passende Unternehmen?
Ja, zum einen haben wir ja schon gehört: nexxt-change als Unternehmensbörse kann ich immer nur wieder empfehlen, weil man einfach auch bundesweit einen Überblick bekommt. Darüber hinaus: Die Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern und auch die Wirtschaftsunion bieten immer eine gute Plattform, um sich auszutauschen.
Und letztlich: Worauf sollte man bei der Finanzierung einer Nachfolge besonders achten?
Ja, zum einen: Das Unternehmen muss natürlich diese Finanzierung stemmen können und darüber hinaus auch das, was ich als Unternehmer an Return erwarte, erwirtschaften können. Das muss zusammenpassen, dass man nicht von falschen Voraussetzungen ausgeht und nachher eine Bauchlandung hinlegt.
Ganz herzlichen Dank, Herr Dr. Groth. Bitte vervollständigen Sie uns folgende Sätze: Mein kuriosestes Erlebnis als Unternehmer war …
… ja, als mir der Mitarbeiter ein Paket aus der Hand genommen hat und gesagt hat: „Chef, einpacken! Das brauchst du jetzt nun wirklich nicht mehr zu machen.“
Folgende Unternehmerin oder folgenden Unternehmer würde ich gerne zum Abendessen treffen: …
… Antje von Dewitz, die Geschäftsführerin des Taschenherstellers Vaude.
Ich hätte gerne viel früher gewusst, dass …
… die Unternehmensnachfolge so spannend sein kann und man so viel erleben kann.
Ich begeistere mich viel zu sehr für …
… technische Details und technische Fragestellungen.
Ich würde noch einmal ein Unternehmen übernehmen, weil …
… ich darin die Möglichkeit sehe, mich selbst zu verwirklichen, und ich mit der jetzigen Unternehmensübernahme, ja, positive Erfahrungen gemacht habe.
Und in welchem Bereich könnte das Unternehmen dann sein?
Tatsächlich mal vielleicht etwas ganz anderes. Zum Beispiel ein nettes Café oder eine Bar.
Herr Dr. Groth, ganz herzlichen Dank! Wer weiß, vielleicht sprechen wir uns ja dann noch mal, wenn Sie tatsächlich ein weiteres Mal die Nachfolge in einem Unternehmen antreten oder besagtes Café eröffnen. Zunächst aber viel Erfolg mit der mth Ultraschalltechnologie für Sie und Ihr ganzes Team!
Vielen, vielen Dank, Herr Thurm! Das werde ich gerne weitergeben.
Falls auch Sie ein Unternehmen zur Nachfolge suchen oder anbieten wollen: In den Shownotes dieser Folge finden Sie auch noch einmal den Link auf die Unternehmensnachfolgebörse nexxt-change.org. Und für alle, die Inspiration beim Gründen oder Nachfolgen suchen, lege ich natürlich auch unsere anderen Folgen von „Ungeschönt“ ans Herz!
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